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Mittwoch, 11. Dezember 2013

[EO] Das Schicksal ist ein mieser Verräter - Oder: Krebsbücher sind doof

Ich bin momentan ein bisschen gestresst und empfindlich, was den Tod angeht. Und nein, das hat nichts mit der Jahreszeit zu tun, sondern einfach damit, dass kurz hintereinander mehrere Mitglieder meiner Familie, die mir alle sehr nahe stehen, aufgrund von Krankheiten irgendwie auf der Kippe standen.

Tatsächlich war ich noch nie ein Fan von Sätzen, die sich makaber über die Option Suizid äußern und wenn Menschen in meiner Gegenwart sowas von sich geben wie "Ach, das hat doch alles keinen Sinn mehr" und "Was mache ich hier überhaupt?" bekomme ich Gänsehaut.

Angesichts dessen ist mir ein Buch wieder in die Hände gefallen, dass ich vor zwei Jahren geschenkt bekommen habe. Man muss vielleicht dazu sagen, dass ich wegen meines Studiums sehr viel lesen muss und mir dann in meiner Freizeit oft die Muße dafür fehlt. Bei "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green war das anders. Ich habe die knapp 300 Seiten an nur einem Tag verschlungen, gelacht, geweint und mitgefiebert. Und das alles bei einem Krebsbuch.



Die Hauptfigur Hazel hat Lungenkrebs, und das, obwohl sie gerade mal ein Teenager ist. In der Selbsthilfegruppe für krebskranke Jugendliche trifft sie auf Augustus, der den Knochenkrebs besiegt hat, aber immer noch kommt. Eigentlich findet sie Augustus von Anfang an ziemlich cool. Wäre da nicht diese eine Sache.

Der Kerl steckt sich ne Fluppe zwischen die Lippen.


Hazels Kommentar dazu fällt eher ungehalten aus ("Darf ich dir versichern, dass Nicht-atmen-Können RICHTIG SCHEISSE ist?").
Doch Augustus überrascht die junge Frau, genau wie er auch mich überrascht hat: Er raucht nicht. Für ihn sind die Zigaretten eine Metapher dafür, wie nah er selbst und andere dem Tod sind, aber ihm nicht die Macht geben ihn zu töten. Er zündet sie nicht an.

Das ist eine dieser vielen Szenen im Buch, die mich nicht nur fasziniert und begeistert, sondern auch noch zum Nachdenken angeregt haben.
Es gibt auch noch Isaac, Augustus Freund, der von seinem Augenkrebs befreit aber deswegen auch blind wird. Isaacs Freundin verlässt ihn, weil sie damit nicht umgehen kann und ich fühle mich ertappt bei dem Gedanken, dass ich nicht wüsste, was ich an ihrer Stelle getan hätte.

Im Winter werden viele Menschen melancholisch, die Selbstmordrate an Weihnachten ist grauenvoll und selbst mich, der es gut geht, lässt der Gedanke an den Tod nicht los. John Greens Buch über Fiktion, über Liebe, über die großen Fragen des Lebens und eigentlich überhaupt nicht über Krebs, ist ein Stück Literatur, dass ich jedem einzelnen Menschen ans Herz legen kann.

Nicht, weil der Tod etwas ist, über das jeder mal nachdenken sollte, sondern weil man, wenn man das Buch gelesen hat, mit einem ganz anderen Blickwinkel an das Leben herantritt.



John Green - Das Schicksal ist ein mieser Verräter - Hanser Literaturverlag
ISBN 978-3-446-24009-4

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