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Samstag, 25. April 2015

[LL] The First 20 Hours: Innerhalb von 20 Stunden gut in einer Fähigkeit werden

Wunderschönen guten Abend, meine Lieben! :)
Heute mal was komplett anderes. Wieso? Weil ich mich damit die letzten zwei Wochen beschäftigt habe und ich erstaunt bin, wie gut es funktioniert. 
Zur Vorgeschichte: Mit Fünfzehn habe ich eine Gitarre ausgeliehen bekommen und habe mich einfach nur erschlagen gefühlt. Chords habe ich nie gelernt, weil ich nicht wusste, welche wichtig sein würden. Also hab ich versucht, Songs zu finden, die auch irgendwie anders funktionieren (also bei denen man nur einzelne Seiten zupfen muss...) und das habe ich dann auch relativ schnell aufgegeben. Die Zeit, während der ich versucht habe, Gitarre zu spielen, hat sich locker auf drei bis vier Monate verteilt. Allerdings habe ich aktiv vielleicht drei Stunden gespielt. Frustriert, weil ich keinen Fortschritt gesehen habe (und mir jemand gesagt hat, ich hätte mir das sowieso falsch beigebracht und würde daher nie spielen können), habe ich aufgehört.

Und wieder angefangen! Vor knapp zwei Wochen so "richtig". Und mit einem Plan. Und genau auf diesen Plan bin ich heute morgen auch auf Youtube gestoßen. Josh Kaufmann hat das Buch "The 20 First Hours" veröffentlicht, indem er seine Theorie vorstellt, man könnte schon in zwanzig Stunden gut in einer Fähigkeit werden. Das Buch habe ich (noch) nicht gelesen, aber ich habe ein paar Interviews dazu gesehen und möchte euch die wichtigen Schritte im folgenden vorstellen und, da ich quasi auch genau so angefangen habe, Gitarre zu lernen, werde ich euch direkt meine Erfahrungen damit sagen. 

Ihr habt sicher schon von der 10.000 Stunden Regel gehört. Es dauert 10.000 Stunden bis man ein Fachmann auf einem Gebiet ist. Nicht, bis man gut darin ist. Das ist einer dieser Fakten, der immer falsch weiterverbreitet wird. 


1. Step: Setting A Target: Performance Level
Kaufmann sagt auf keinen Fall, man könne innerhalb von zwanzig Stunden wirklich gut Gitarre spielen können, aber er sagt auch, Gitarre spielen wäre gar keine Fähigkeit, sondern ein allgemeines Thema. Fähigkeiten wären zB Akkorde und den flüssigen Wechsel dieser lernen oder neue Strumming Patterns einzustudieren.
So soll man sich im ersten Schritt ein kleines, aber wichtiges Ziel setzen. Möchte man eine Sprache lernen, könnte das Ziel zum Beispiel sein "Ich möchte in ein Restaurant in diesem Land gehen können und mich problemlos vom Kellner beraten lassen".
Mein Ziel beim Gitarre lernen war auch nicht "Gitarre spielen können", sondern "ein Repertoire an Akkorden besitzen, mit dem ich viele meiner liebsten Songs spielen könnte".

2. Step: Deconstructing the Skill
Dieser Schritt ist im Endeffekt noch einmal das Zerlegen eures erwünschten Skills. 
Beim Beispiel mit der Sprache wäre das zum Beispiel: Die benötigten Vokabeln erlernen, die Grammatikstrukturen erlernen und die Aussprache beherrschen.
Bei meinem Gitarrenziel ist es: G, C, D, E minor und A minor Akkorde lernen und diese in allen vorstellbaren Kombinationen wechseln zu können.

3. Step: Research
Hier soll man sich drei bis vier Bücher, Tutorials, Internetseiten suchen und vergleichen. Ich konnte die Akkorde, die ich in Schritt Zwei aufgelistet haben auch erst nach diesem Schritt wissen. Es gibt natürlich noch so viele mehr Akkorde, aber einige davon wird man nur in den größten Ausnahmen brauchen. Das ist genau, was Kaufmann sagen möchte: Selbst, nachdem man seinen erwünschten Skill in kleinere Teile (Sub-Skills) aufgebrochen hat, wird man davon nicht alle brauchen. Und, um gut in etwas zu sein, muss man sich nicht mit den absoluten Ausnahmefällen beschäftigen. 
Beim Beispiel mit dem Restaurantbesuch in einem anderen Land: Wenn ihr typisch amerikanisch essen wollen würdet und dafür englisch lernen möchtet, dann müsst ihr mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht die Vokabeln für Gerichte oder Zutaten wissen, die es in diesem Restaurant nicht geben wird, weil sie nicht typisch amerikanisch sind. 

4. Step: Lern-Barrieren loswerden
Die ersten paar Stunden wird keiner in dem, was er erlernen möchte, gut sein. Zwanzig Stunden klingen jetzt erst einmal nicht sehr viel, aber die ersten sechs Stunden oder so werden einem ewig vorkommen, weil man schnell frustriert sein wird und wieder aufhören wird. Außerdem gibt es auch Fähigkeiten, bei denen man innerhalb von zwanzig Stunden unfassbar viel machen "muss". Nehmen wir mal die Photographie. Wie lange braucht ihr, um ein Bild zu machen? Paar Sekunden. Nimmt man sich die Zeit und verstellt seine Kamera optimal, wird es trotzdem nicht eine Stunde dauern, sondern vielleicht einige Minuten. Innerhalb von zwanzig Stunden hat man 1200 Minuten. Man könnte also mit Sicherheit mehr als zweihundert Fotos aufnehmen, für die man sich wirklich Zeit nimmt. 
Beim Gitarre spielen wird man gerade am Anfang sehr schnell Schmerzen in den Fingerspitzen bekommen, bis man da mal Hornhaut bekommen hat. Man kann also auch nicht mal eben fünf Stunden am Tag üben und dann innerhalb von vier Tagen gut sein. Die meisten Leute versuchen gar nicht erst, eine neue Fähigkeit zwanzig Stunden durchzuziehen.
Was man hier machen soll, ist die optimale Umgebung zu schaffen, um üben zu müssen! 
Kaufmann sagt, man soll alles aus dem Weg schaffen, das man lieber machen würde, als zu üben. Am besten soll man das Internet ausstecken (wenn man es nicht für die Fähigkeit braucht) und, wenn man beispielsweise Gitarre lernen möchte, soll man die Gitarre nicht in ihrer Tasche in der hintersten Ecke des Schranks am anderen Ende der Wohnung aufbewahren, sondern offen neben das Sofa hinstellen. 
Er sagt, die wenigsten hätten eine Willenskraft, die stark genug ist, trotz der Frustration an die zwanzig Stunden zu kommen. Daher soll man die Umgebung so verändern, dass nur sehr wenig Willenskraft notwendig ist, um sich mit der neuen Fähigkeit zu beschäftigen.
Meine Gitarre liegt zum Beispiel offen in ihrer Tasche in der Mitte meines Zimmers. So sehe ich sie immer. Und da ich viel Musik höre, motiviert das, die Songs, die ich gerne höre, auch spielen zu können.

5. Step: 20 Stunden üben!
Ab jetzt beginnen die zwanzig Stunden. Üben, üben, üben :)
Möchte man eine motorische Fähigkeit (also eben beispielsweise Gitarre erlernen), soll man das im Zeitraum von etwa vier Stunden vor dem Schlafen gehen machen. Der Körper verarbeitet die Information im Schlaf besser und man ist dann am nächsten Morgen tatsächlich besser darin.
Und das klingt jetzt super verrückt, aber das ist mir auch aufgefallen. Ich habe letztens vorm Schlafen geübt und habe dann sogar davon geträumt. Das hab ich dann noch wem erzählt und habe drüber gescherzt von wegen "Ich wette, ich bin jetzt besser, weil ich davon geträumt habe", habe die Gitarre in die Hand genommen und war besser. Ich hab nicht ganz geglaubt, dass es wirklich am Schlafen lag, aber als ich heute morgen dann diese Interviews gesehen habe, hat alles Sinn gemacht. 
Alles, was eine kognitive Fähigkeit ist, soll man auf vor dem Schlafen zumindest wiederholen. Also beispielsweise die Vokabeln, die man lernen muss. Allerdings soll man sich bei kognitiven Fähigkeiten lieber öfter über den Tag verteilt hinsetzen, als alles am Stück zu machen.

Ich bin jedenfalls noch nicht bei meinen zwanzig Stunden Gitarre üben, weil ich mir zwar viele Tutorials angucke und die dann auch mitmache, aber die tatsächliche Zeit, in der ich übe, dann nicht so hoch ausfällt. Diesmal hör ich aber nicht auf! :)

Wie sieht's bei euch aus? Was wolltet ihr schon immer mal lernen, aber seid nie dazu gekommen? Oder habt sogar aufgegeben, weil ihr keinen Fortschritt bemerkt habt?

Lipstick Lovebird

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